Meine Wandinstallation 'Last Statements from the Death Row' zur jurierten Themenausstellung 'Apocalypse Ciao' im Galerienhaus 3.0 / Marko Schacher, Raum für Kunst (24.7. - 8.8.2020), Breitscheidstrasse 48, Stuttgart-West


https://galerienhaus-stuttgart.de/schacher.html

Wandinstallation 'LAST STATEMENTS FROM THE DEATH ROW'

In den USA haben die zum Tode verurteilten Delinquenten das Recht, kurz vor ihrer Hinrichtung ein letztes Statement abzugeben. Diese Statements werden veröffentlicht (unter anderem auf der Website des Departments of Justice, Texas) und dokumentieren auf eindrucksvolle und erschütternde Weise, dass bei den meisten der zum Tode verurteilten Häftlinge ihre Taten während ihrer langjährigen Inhaftierung in der Todeszelle ein Umdenkprozess stattfindet. Die meisten der Todekandidaten setzen sich während dieser unmenschlich langen Wartezeit bis zum Vollzug ihrer Hinrichtung, die teilweise bis zu 20 Jahren dauern kann, bewusst mit ihren Taten auseinander und bereuen sie aufrichtig. Viele beziehen ihre Kraft in der Hinwendung zum Glauben und werden während ihrer Inhaftierung im Todestrakt streng gläubig. Andere wiederum beteuern bis zuletzt ihre Unschuld. In diesem Zusammenhang muss darauf hingewiesen werden, dass laut einer im Jahre 2004 veröffentlichten Statistik jeder 10te in den USA Hingerichtete unschuldig war. Dies haben später neue Untersuchungsmethoden (wie z.B. DNA-Analysen, spätere Zeugenaussagen etc.) ergeben. 
Aufbau der Wandinstallation:
Die letzten Worte der Todeskandidaten sind auf Transparentfolie gedruckt. Auf den Folien stehen auch die Namen, die Häftlingsnummern und der Tag ihrer Hinrichtung. Alle Folien sind in symetrischer Anordnung mittels Clips an Drähten befestigt, die über in der Wand befestigten Isolatoren laufen und zuletzt in einer Steckdose münden.


Galerien Haus Open IV: Apokalypse ciao!

"Das genuine Vermögen der Kunst, das sich von keinem anderen Funktionssystem in der Gesellschaft so erbringen lässt, liegt darin, jene Ambivalenzen erfahrbar zu machen, an denen die gängigen Moralvorstellungen und politischen Diskurse zerbröseln – weil sich die gesellschaftliche Wirklichkeit verändert hat", bemerkt der Philosoph Harry Lehmann in der aktuellen Ausgabe des "Merkur".
Auf eben diese gesellschaftlichen Ambivalenzen verweist der Untertitel der am 24. Juli ab 19 Uhr geöffneten "Galerien Haus Open IV" im Galerienhaus 3.0 im Stuttgarter Westen: Die 35 Positionen umfassende Schau „Apokalyse ciao!" reflektiert durch das „ciao“ (unbedingt gemeinsam mit dem Ausrufezeichen "!") die Mehrdeutigkeit und die aktuelle unsichere Stimmung in unserer Gesellschaft.

Nationale KünstlerInnen waren aufgefordert, ihre Arbeiten zur Thematik "politische Kunst heute" einzusenden. Dabei durfte die Bandbreite von bewusstem Eskapismus bis hin zu radikalen politischen Positionen ausgeschöpft werden. Das von den Galerienhaus-Betreibern initiierte Ausstellungsformat bietet vor allem KünstlerInnen eine Plattform, die bisher von keiner Galerie vertreten werden und trägt so zur Kunst- und Kulturförderung bei. In diesem Jahr haben die Galeristen Marko Schacher, Jürgen Palmer und Angelika und Markus Hartmann das Projekt dahingehend erweitert, dass sie auch die Konzeption der Schau nach außen, an die Kunsthistorikerin Viola Völlm übertragen haben.
Viola Völlm erarbeitete aus über 70 Einsendungen eine Gruppenausstellung, welche die Bandbreite aktueller politischer Positionen der nationalen Kunstlandschaft abbildet: Neben Papierarbeiten und Malerei stehen klassische Skulpturen, Video- und Rauminstallationen. Zu entdecken gibt es zum Beispiel die ironisch-feministischen Illustrationen von Maren Profke, eine die Corona-Isolation auf poetische Weise fokussierende Videoinstallation von Daniel Beerstecher und das die momentan unsicheren politischen Zustände allgemein thematisierte Gemälde "The Table" von Fabian Hübner.
Manfred Unterweger präsentiert als Wandinstallation letzte Worte von Hingerichteten, Gabriele Zimmermann thematisiert mit ihrer Bodenarbeit den Plastikmüll, während Norbert Neon mit politisch unkorrekten Bannern wie "Toleranz ist scheiße" den Außenraum bespielt.
Im Rahmen der Vernissage, am Freitag 24. Juli 2020 ab 19 Uhr werden einige der KünstlerInnen anwesend sein, Desiree Lune wird eine eigenwillig-feministische Performance aufführen. Die Corona-Regeln werden eingehalten, bitte Masken mitbringen. Eine Anmeldung zur Vernissage ist nicht nötig, allerdings wird der gleichzeitige Einlass auf 50 Personen reduziert. Wer nicht kommen kann oder will: Das Geschehen kann parallel via Live-stream auf Instagram über den Kanal @galerienhausopen verfolgt werden.
Mit dabei sind: Hans Bäurle, Frank Bayh/Steff Rosenberger-Ochs, Otto Beer, Daniel Beerstecher, Hsin-Yi Chou, Iris Flexer, Sandra Fritz, Mirja Gastaldi, Andy Goldner, Uli Gsell, Marcus Gwiasda, Annette Haug, Oliver Hermann, Fabian Hübner, Anna Illenberger, Klaus Illi, Jochen Klein, Roman Mares, Andreas Mayer-Brennenstuhl, Norbert Neon, nettmann, Patricia Otte, Monika Plattner, Maren Profke, Birgit Rehfeldt, Stefanie Reling-Burns, Yvonne Rudisch, Rüdiger Scheiffele, Klaus Schwendner, Jina Shin, Manfred Unterweger, Nina Urgessa, Claude Wall, Andreas Welzenbach, Gabrielle Zimmermann
Eröffnung am 24.07.2020,19 Uhr, inkl. Performance von Desire Lune und One-Evening-Only-Public-Poster-Gallery der Bewegung für radikale Empathie.
Ort: Schacher – Raum für Kunst, Stuttgart


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